Den Tod nicht ausblenden

Haller Tagblatt, am Samstag, den 24.September 2022

Begleitung Ehren- und Hauptamtliche stellen bei einem Infoabend im Brenzhaus den Ambulanten Hospizdienst Hall vor. Dieser hilft Sterbenden und Trauernden. 

Von Ralf Snurawa

Trauer- und Sterbebegleitung sei ein „äußerst sinnstiftendes Ehrenamt“ befand Anna-Gela Henkel-Kochendörfer vergangene Woche im Brenzhaus beim Infoabend des Ambulanten Hospizdienstes. Sie ist eine von drei Hauptamtlichen beim Haller Verein. Ihr zur Seite stand noch Beatrix Warnck, die nun schon seit über zehn Jahren ehrenamtlich mit dabei ist. Die sonst als Körpertherapeutin Tätige kam über den Tod ihrer Eltern um das Jahr 2000 zum Hospizdienst, damals noch über einen Hospizverein im Ruhrgebiet. Sie findet den Hospizdienst eine „tolle Einrichtung“, in der Menschen anderen zuhören undin der Not zu helfen versuchen.

Ausbildung dauert zwei Jahre

Auch sie hatte zuvor eine Ausbildung durchlaufen, die mit einem Kurs zur Sterbebegleitung begann. Danach könne man sich immer noch entscheiden, ob diese Tätigkeit einen anspricht oder doch nicht. Als sie beim Haller Hospizdienst anfing, war dies erst einmal der einzige Kurs. Danach habe man das Angebot erweitert und einen Kurs für Trauerbegleitung aufgebaut, den sie dann 2017 noch gemacht hatte. Teil der Ausbildung sei auch der „Weiterweg“ in Gschwend-Rotenhar. Auf dem Stationenweg werden Besucherinnen und Besucher inspiriert, über zentrale Fragen des Lebens nachzudenken. Insgesamt dauere die Ausbildung für Ehrenamtliche heute etwa zwei Jahre. Am Ende stehe noch eine Abschlussarbeit. Erst dann könne man Sterbende oder Trauernde allein begleiten.

Danach bleibe die Reflexion der ehrenamtlichen Tätigkeit mithilfe eines Supervisors, meist eines Psychologen, aber ein wichtiger Bestandteil. Das geschieht zumeist in der Gruppe. „Aber es kommt schon einmal vor“, so Warnck, „dass man das Gefühl bekommt: Ich bin mit meinem Latein am Ende“. Dann könne man sich auch direkt an solch einen Supervisor wenden.

Solche Situationen gebe es immer mal wieder: „Ich muss mir dann über meine Grenzen im Klaren sein.“ Auf jeden Fall werde man nicht allein gelassen. Oft reiche es schon, wenn man Sterbenden wie Trauernden zuhöre. So sei es ihr selbst, erzählt Warnck, bei einer älteren, von ihrer Familie aber unterstützten Frau ergangen, der vom Arzt eine Reihe von Medikamenten verschrieben worden sei. Sie war deswegen sehr aufgebracht. Nach etwa eineinhalb Stunden Gespräch habe sie sich dann wieder beruhigt.

„Wir haben Zeit“ „Ich höre mir das, was die zu Begleitenden zu sagen haben, auch das 100. Mal an“, meint Warnck, und beim Infoabend vor den am Hospizdienst Interessierten war von ihrer hauptamtlichen Kollegin Anna-Gela Henkel-Kochendörfer Ähnliches zu hören: „Uns darf man immer wieder dieselben Geschichten erzählen. Wir haben Zeit.“ Viele Personen meinten, dass mit ihnen etwas falsch sei, wenn sie nach einem Jahr etwa immer noch trauerten. Nach dem Gespräch zeige sich ihnen aber oft, dass nichts mit ihnen falsch sei. Viele seien durch einen plötzlichen Tod sehr aufgebracht und gefangen vom Moment. Warnck stört, dass in der heutigen Gesellschaft der Tod immer wieder ausgeblendet werde. „Ich wünsche mir einen natürlicheren Umgang mit dem Tod, der halt zum Leben dazu gehört. Und man muss deshalb schon auch darüber reden.“ Viele meinten, dass es nicht sein dürfe, dass jemand stirbt. Man mache sich vor, dass die Person wieder gesund werde und sei dann überrascht, wenn der Tod doch eintritt. Wie sie sich solch einen Umgang vorstellt, darauf hat Beatrix Warnck beim Infoabend hingewiesen. Sie hob das Buch „End-lich. Über Trauer reden“ von Susann Brückner und Caroline Kraft hervor, aber auch deren Podcast, in dem unter anderem viel mit Fachleuten gesprochen werde.

Von den 20 Interessierten am Infoabend, auch sonst die durchschnittliche Zahl, werden wohl, wenn es nach der Regel geht, etwa Zweidrittel dabeibleiben. Und es wird von ihnen einiges gefordert. Allein die Inhalte des Vorbereitungskurses lesen sich anspruchsvoll: Über Geschichte, Stand und Umsetzungsformen der Hospizbewegung und Palliativmedizin, Sterbe- und Trauerprozesse, Kommunikation mit dem oder der Sterbenden und seinem oder ihrem Umfeld, Rituale des Abschiednehmens, Bewusstmachen der Bedürfnisse von Sterbenden, Psychologie des Helfens und der Helfenden, Selbstreflexion mit Supervisor und Hospitation in einem Krankenhaus oder Pflegeheim erfährt man darin. Interessant werde es noch, so Warnck, wenn das stationäre Hospiz einmal da sei. Dann würden weitere Aufgaben auf den Verein und seine aktiven Mitglieder zukommen.

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